Die Beweggründe der Stiftungen

Frommes Werk für Mitbürger, Familie und Seelenheil

Mit der Stiftung der Fuggerei stellte sich Jakob Fugger in eine jahrhundertealte christliche Tradition, die im Stiften einen Ausdruck von Verantwortung gegenüber Gott und den Mitbürgern sah, aber auch die Möglichkeit, mit guten Werken zum eigenen Seelenheil beizutragen. Stiftungen waren damals eine Sache der Ehre und der sozialen Haltung – gerade für die erfolgreichen Kaufmannsfamilien. Die Fuggerei gründete Jakob auch im Namen seiner damals bereits verstorbenen Brüdern Ulrich und Georg. Deren Motivation umschreibt die Inschrift einer in der Fuggerei angebrachten Tafel von 1519, nämlich »ihr vom allerhöchsten und gütigen Gott empfangenes Vermögen diesem wieder zu erstatten.« Religiöse Motive spielten ohnehin eine wichtige Rolle. Damals wie heute glauben Katholiken an das Fegefeuer zur Läuterung der Seelen. Almosen und Bußwerke bzw. Ablässe können bei diesem Läuterungsprozess helfen.

Die Fuggerei war Teil des großen Werkes

Jakob Fugger war tiefgläubig und blieb bei der alten katholischen Kirche. Kennzeichnend dafür ist, dass die Stiftungen klar katholische Elemente enthalten, etwa die vorgeschriebenen Gebete für die Fuggerei-Bewohner oder die Memoria der Mönche in St. Anna. Die Fuggerei ist die bekannteste von drei Stiftungen, die in der gemeinsamen Stiftungsurkunde von 1521 niedergelegt wurden. Diese umfasste die Siedlung zugunsten der Mitbürger, die Fuggerkapelle in der Karmeliterkirche St. Anna als ehrendes Werk für die Familie sowie die Finanzierung einer Predigerstelle in St. Moritz zur Verbesserung der religiösen Versorgung im Kirchensprengel.

St. Ulrich als Partner der Firma

In der Firma richtete Jakob Fugger – auch im Sinne seiner verstorbenen Brüder –ein Konto zugunsten des Augsburger Stadtheiligen Ulrich ein, das mit einem Stiftungskapital von 10.000 Gulden ausgestattet wurde. Es garantierte einen Ertrag von 500 Gulden pro Jahr für die Stiftungen. Damit wurde der 993 heilig gesprochene Ulrich zum Partner der Firma. Der Gedanke dahinter: Ein Heiliger als Kontoinhaber sollte Segen für das Werk bringen. Zudem genehmigte die Kirche damals nur eine Zinsnahme von 5%. Innerhalb dieses Rahmens konnte man das Stiftungskapital also mit gutem Gewissen vermehren. Die Aufnahme eines Heiligen in die Firma hatte ihr Vorbild in Italien und wurde auch von vielen deutschen Stifterfamilien so geübt.