Familienunternehmen Fugger

Die bedeutendste Firma ihrer Zeit

Mit der Einwanderung des Webermeisters Hans Fugger 1367 in die damalige Freie Reichsstadt Augsburg begann die Geschichte der Firma Fugger. In nur drei Generationen stieg das Unternehmen zu einem der führenden Handelshäuser Europas auf. Hans Fugger kam mit einigem Startkapital in Augsburg an. Durch umsichtiges Wirtschaften und kluge Heiraten vermehrte er kontinuierlich seinen Einfluss und sein Vermögen. Das kaufmännische Talent der Fugger war bereits bei ihm ausgeprägt. Denn Hans Fugger saß nicht selbst am Webstuhl. Er versorgte die Weber auf Kredit mit Baumwolle und Flachs und sicherte sich damit die fertigen Barchenttuche, die er mit Gewinn weiterverkaufte.

Jakob Fugger der Alte und seine Söhne

Nach seinem Tod leiten seine Witwe und seine Söhne Andreas und Jakob, genannt der Alte, erfolgreich das Geschäft. Jakob der Alte begründet die Linie der Fugger von der Lilie. 1466 steht Jakob Fugger der Alte bereits an siebter Stelle der reichsten Augsburger Steuerzahler. Nach seinem Tod 1469 führen seine Witwe Barbara und die Söhne, Ulrich, Georg und Jakob die Firma rasch zu weiteren Erfolgen. Jakob wird den Beinamen »der Reiche« tragen und gilt bis heute als Inbegriff des visionären spätmittelalterlichen Kaufherren mit sagenhaftem Reichtum und großem politischen Einfluss.

Finanziers für Päpste und Kaiser

Zwischen 1472 und 1486 verdoppelt sich das Familienvermögen. Die Firma Fugger besitzt Handelsstützpunkte, die sogenannten »Faktoreien« in Venedig und Nürnberg, übernimmt erste Geldgeschäfte für die römische Kurie und steht bereits in geschäftlicher Verbindung mit dem Haus Habsburg. Ulrich Fugger hatte 1473 Kaiser Friedrich bei der Brautwerbung seines Sohnes Maximilian durch die Ausstattung mit Stoffen unterstützt. So begann die erfolgreiche Verbindung der Fugger und der Habsburger. Jakob Fugger der Reiche weilte bereits als 14-Jähriger zur Ausbildung als Kaufmann in Venedig. Etwa um 1486 kehrte er nach Augsburg zurück, wo er bald sein kaufmännisches Genie bewies. Durch die Verknüpfung von Edelmetall-, Waren- und Finanzierungsgeschäften stieg er zum führenden Kaufmann seiner Zeit auf. Die geschäftlichen Schwerpunkte Jakob Fuggers lagen in Tirol, Kärnten und in Oberungarn, der heutigen Slowakei. Durch Kredite an die Landesherren war ihm eine monopolartige Nutzung der dortigen Kupfer- und Silbervorkommen möglich. Seine Kredite für die Wahl Karls des V. zum Kaiser brachten ihm Pachtrechte an Quecksilbergruben in Spanien ein, die für viele Jahrzehnte eine weitere Haupteinnahmequelle der Firma bildeten. Parallel zu seiner kaufmännischen Tätigkeit investierte Jakob der Reiche in Grund- und Herrschaftsbesitz. Die Firma betätigte sich als Bank für Päpste, Kaiser und Könige, besaß zeitweilig das römische Münzrecht und handelte über Kontinente hinweg mit unterschiedlichsten Gütern von Kupfer bis Nachrichten.

Vermehrte Investitionen in Grund- und Herrschaftsbesitz

Das starke Engagement im Bergbau und Montangeschäft begründete aber auch immer wieder Gefahren. Hohe Investitionen waren nötig, für die Kapital aufgenommen werden musste. Die vielen Darlehen für die Feldzüge und Hofhaltung von Kaisern und Fürsten führten zu Außenständen, die nicht immer eingefordert werden konnten. Jakob Fuggers Neffe und Nachfolger Anton verlagerte nach Jakobs Tod 1525 die Geschäftstätigkeit der Firma zunehmend nach Spanien und investierte in den Kauf von Liegenschaften und Grundherrschaften. In den folgenden Jahrzehnten sicherte Antons vorausschauendes Geschäftsgebaren die Handlungsfähigkeit der Firma. Trotz Kriegszeiten erreicht das Fuggersche Gesellschaftsvermögen 1546 seinen Höchststand. Auch Anton Fugger war in besonderer Weise mit dem Habsburger Kaiser Karl V. verbunden.

Ende der Firmentätigkeit

Der Rückzug aus dem ungarischen Handel 1548 und die Verluste aus dem ersten spanischen Staatsbankrott 1557 gaben die Zeichen des Wandels vor. Anton Fuggers Sohn Marx führte nach dem Tod des Vaters im Jahr 1560 die Konsolidierung fort, stieß unrentabel gewordene Geschäftsfelder ab und erwarb mit seinen Brüdern vermehrt Grundbesitz vor allem in Schwaben. 1607 stellte die Spanische Krone wiederum alle Zahlungen ein, dennoch wurden erst 1647 die spanischen Pachtbeteiligungen durch die Fugger beendet. 1657 gab die Firma Fugger schließlich auch ihre Anteile an den Tiroler Bergwerken an den Landesherrn zurück. 1658 entschied die Familie Fugger, die Firma nach fast 300 Jahren Tätigkeit aufzulösen.