15.10.2021
Neues Debattenformat „Next500 Forum“ bringt Stimmen aus der Stiftungslandschaft zusammen und diskutiert über zentrale gesellschaftliche Herausforderungen
Augsburg – Die Fuggerei ist ein Ort der Ideen und des Dialoges auf Augenhöhe. Das wurde beim ersten „Next500 Forum“ am 14. Oktober 2021 deutlich. Als eine von sieben zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen nahm das erste Next500 Forum im Rahmen des Jubiläumsjahres das Thema „Selbstbestimmung und Würde“ in den Blick. Verantwortungsträger aus dem Stiftungssektor sowie Bewohner der Fuggerei diskutierten das Thema in verschiedenen Formaten über den ganzen Tag hinweg.
Ein selbstbestimmtes Leben – auch in Zukunft
Seit 500 Jahren bietet die Fuggerei Menschen ein Leben in Selbstbestimmung und Würde. Welche Faktoren sind für ein selbstbestimmtes Leben wichtig? Diese Frage stand im Zentrum des ersten `Next500 Forums´. Aus diesem Anlass diskutierten der Fußballprofi und Stifter Neven Subotic, die Gastgeberin Theresia Gräfin Fugger von Glött, Annette Heuser (Beisheim Stiftung) und Arnd Hansen (Kartei der Not), inwieweit Wissen, Wohnen und Wasser für Bedürftige mehr Würde ermöglicht. Beim Next500 Forum sprechen außerdem Annette Heuser von Beisheim-Stiftung und Arnd Hansen von der Stiftung „Kartei der Not“ und beleuchten, wie sehr in unserer hochinformierten Gesellschaft ein Scheitern und Gelingen für mehr Selbstbestimmung und Würde oft abseits von Schule entschieden wird. Zuvor gab es in Workshops einen Austausch mit Stiftungsvertretern und Bewohnern der Fuggerei.
„Die Fuggerei gibt mir Raum für mich selbst, aber auch für eine Leben in Gemeinschaft. Diese Mischung ermöglicht ein Leben in Würde“, betont Noel Guobadia, der seit 9 Jahren in der Fuggerei wohnt. Neven Subotic, der Menschen mit seiner Stiftung Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene ermöglicht, sieht in der Fuggerei ein Modell, von dem es vieles zu lernen gibt. „Wir leben mit vielen Artefakten der Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Der 500. Geburtstag der Fuggerei erinnert uns daran, selbst aktiv zu werden, ein Teil von Veränderungen zu sein und unser Gegenüber aufmerksam wahrzunehmen. So können wir eine bessere und gerechte Gesellschaft schaffen.“ Dabei zeigte sich, dass trotz aller kulturellen und technologischen Fortschritte über die letzten 500 Jahre, ein Leben in Selbstbestimmung und Würde oftmals immer noch an der Erfüllung elementarer Grundbedürfnisse scheitert. „Gerade das Thema bezahlbarer Wohnraum ist heute genauso präsent und akut wie im Gründungsjahr der Fuggerschen Stiftungen im Jahr 1521“, hob Theresia Gräfin Fugger von Glött am Abend vor den 150 Gästen im Staatlichen Textil- und Industriemuseum hervor. Es wird einen gemeinsamen Kraftakt von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik und mehr kuratierte Sozialsiedlungen nach dem Vorbild der Fuggerei brauchen, um der Herausforderungen zu begegnen, da waren sich die Diskutanten des Tages einig.
Bildung als Schlüsselfaktor
Ein Leben in Selbstbestimmung und Würde bedeutet heute immer öfter auch aktiver Teil des digitalen Wandels zu sein. Im Rahmen der Google Zukunftswerkstatt, die erstmals in Augsburg in Kooperation mit den Fuggerschen Stiftungen und Augsburg Marketing veranstaltet wurde, tauschten sich Oberbürgermeisterin Eva Weber, Theresia Gräfin Fugger von Glött, Silke Königsberger vom Jobcenter Augsburg, Michaela Pichlbauer, Vorständin der RID-Stiftung, Cornelia Böhm vom Stadtmarketing Augsburg sowie Elke Hehl von der IHK Augsburg über Digitale Bildung aus. Neben den Chancen digitaler Technologie und digitaler Befähigung nahm die Runde auch die Herausforderungen in den Blick. „Digitalisierung kann mehr Teilhabe ermöglichen, aber auch Spaltungen vertiefen“, brachte es Eva Weber auf den Punkt und verwies auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Generationen und Milieus. Ein Leben in Selbstbestimmung und Würde im digitalen Zeitalter, das arbeitete die Diskussionsrunde heraus, braucht digitale Skills, ausreichend Investition in digitaler Infrastruktur, aber auch eine neue Wertschätzung des persönlichen Austausches vor Ort.