Europaweite Vernetzung und Kommu­nikation: Grundlagen für Jakobs wirtschaft­lichen Erfolg

Jakobs Brüder Ulrich und Georg hatten bereits einen Schwerpunkt auf die Ausdehnung des Handels gelegt. Sie bereiteten den Aufbau einer europaweit über Grenzen hinweg agierenden Firma vor und gründeten erste Außenstellen (Faktoreien) in Nürnberg und Venedig. Dies entsprach der spätmittelalterlichen Ausrichtung von Handel und Wirtschaft. Von Nürnberg aus expandierte die Firma nach Osten und Nordosten. Im Süden kam Rom hinzu, um ein Spezialgeschäft – den Geldtransfer an die Kurie bis aus Nordosteuropa – zu ermöglichen.

Jakob Fugger begriff schon sehr früh, dass die Zukunft des Handels im Westen lag, und gründete im Jahr 1500 eine Faktorei in Lissabon. Im Zusammenwirken mit der portugiesischen Krone fand er im von Portugal kontrollierten Ostindien das ideale Absatzgebiet für sein Kupfer.

Eine eigene Infrastruktur

Das Kupfer der Fugger aus Oberungarn – dem Gebiet der heutigen Slowakei –- wurde, abgesichert durch Handelsverträge, auf selbst gebauten Straßen und auf Flüssen an die Ostsee gebracht. Von dort ging es auf dem Seeweg nach Antwerpen und Portugal – in Konkurrenz zur Hanse. Sie hatte damals ihren wirtschaftlichen Höhepunkt bereits überschritten, denn die von der Hanse kontrollierten Seewege verloren mit den überseeischen Entdeckungen und der Verlagerung des Seehandels zunehmend an Bedeutung. Aufstrebender neuer Wirtschafts- und Finanzplatz im Westen wurde Antwerpen. Auch hier hatte Jakob Fugger eine Faktorei mit hervorragenden Mitarbeitern. Über Lissabon und Antwerpen kamen aber nicht nur exotische Waren in die Heimat, sondern auch heiß begehrte Nachrichten über fantastische, ferne Welten.

Aktuelle Nachrichten und bargeldloser Geldverkehr

Der Erfolg von Jakobs Handel war eng gekoppelt an sein europaweites, ausgeklügeltes und sicheres Kommunikationsnetz mit der Zentrale in Augsburg als führender Informationsbörse. Jakobs Medium war der Brief. Systematisch nutzte er die neuen Kommunikationsmöglichkeiten der Taxis-Post, die einen regelmäßigen Brieftransport zwischen den Niederlanden und Tirol betrieb. Auch die hergebrachten Boten sowie die sehr teuren Sonderboten setzten die Fugger mehr als andere Handelshäuser ein.

Jakob verfügte über die besten Informationsquellen. Aus den Faktoreien der Firma in ganz Europa versorgten ihn seine eigenen Leute schnell, häufig und regelmäßig mit wichtigen Nachrichten über Kurse, Finanztransaktionen, Wechselgeschäfte und bargeldlose Überweisungen ebenso wie über politische und wirtschaftliche Entwicklungen, zunehmend auch in Übersee. Jakob nutzte den Informationsvorsprung nicht nur für seine eigenen Entscheidungen, sondern auch gezielt zur Kundenpflege.